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Historische Ansichten

Ein Haus als Statement – Anton Huber und die „Villa Urbahn“ in Lünen (1925)
Als sich der Kölner Augenarzt Urbahn in Lünen niederlässt, ist schnell klar: Er will mehr als nur wohnen. Als einziger Facharzt für ein Gebiet, das heute dem Kreis Unna entspricht, braucht er Sichtbarkeit – ein Haus, das seine besondere Stellung im Stadtbild spiegelt. In Anton Huber findet er den passenden Architekten: erfahren, renommiert, aber nicht prätentiös.

Wohnsitz und Botschaft

Huber, geboren 1873, ist ein Vertreter jener Generation, die dem Jugendstil entwuchs und die Prinzipien der Reformarchitektur mit Überzeugung vertrat. Er ist Meisterschüler bei Bruno Möhring, Mitgestalter internationaler Ausstellungen und Mitbegründer des Deutschen Werkbunds. Seit dem Beginn der 1920er Jahre leitet er die Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Dortmund.
Seine Häuser sind nie laut – aber klar positioniert: freistehend, mit Haltung. Schlicht, aber von stiller Eleganz. Die Fassaden fein abgestimmt, Putzflächen gegliedert, Fenster wohlproportioniert. Gern mit auffälliger Dachform und Erkern – Architektur als kultivierte Selbstbehauptung.
Dr. Urbahn bringt das Grundstück, die Mittel und den Anspruch. Huber das Können und die Idee. Gemeinsam realisieren sie ein Haus, das nicht nur Wohnsitz war, sondern Botschaft. Offen zur Straße, von Weitem sichtbar – und mit jener leisen Grandezza, für die Huber stand. Und auch für Urbahn – er taufte das Gebäude „Villa Urbahn“. Es ist ein wohl oft von Gesellschaften belebtes Haus.
Die Villa Urbahn ist eines der letzten realisierten Werke dieses Architekten. Ein Gebäude zwischen Stil und Funktion, zwischen Repräsentation und Wohnlichkeit – und ein Stück gelebte Baukultur der Zwischenkriegszeit.