
Prima. Klima. Brambauer.
Lünens größter Stadtteil Brambauer soll klimarobust werden - und damit auch lebenswerter und attraktiver. Die Stadt Lünen hat sich deshalb mit dem Projekt „Alte und Neue Kolonie – von Bergbau- zu Klimaquartieren“ in Brambauer am Wettbewerb „Prima. Klima. Ruhrmetropole“ beteiligt. Ausgelobt durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, sollen dadurch zum Jahr 2029 im Ruhrgebiet acht experimentelle und innovative Energiequartiere entstehen.
Der Wettbewerb "Prima. Klima. Ruhrmetropole."
Der zweistufige Wettbewerb „Prima. Klima. Ruhrmetropole.“ wurde im Februar 2023 vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung ins Leben gerufen, um neue Wege bei der Entwicklung von Stadtvierteln zu gehen. Teilnahmeberechtigt waren alle Kommunen in der Metropole Ruhr, die ein experimentelles und innovatives Energie-Stadtviertel auf den Weg bringen wollen.
Um den erfolgreichen Umbau hin zu CO²-ärmeren bzw. CO²-freien Wohnvierteln zu bewerkstelligen, werden verschiedene Methoden der integrierten energetischen Quartiersentwicklung erprobt und integrierte Ansätze der Stadtentwicklungs- und der Wohnungsmarktentwicklung gefördert. Ein zentraler Leitgedanke des Wettbewerbs ist es, aus den Quartieren experimentelle Energiequartiere zu entwickeln, um so modellhafte Umsetzungsprozesse zu gestalten, die auf vergleichbare Quartiere übertragbar sind. Es werden Wege der Quartierssanierung beschritten, die die Ziele und Anforderungen des Green Deals der Europäischen Union (EU) und des Klimaschutzabkommens von Paris mitdenken.
Im Rahmen des Wettbewerbs sollen unterschiedliche Methoden der Quartiersentwicklung im energetischen Bereich ausprobiert und erfolgreich umgesetzt werden. Das Projekt legt einen besonderen Fokus auf die Themen:
- Energetische Modernisierung von (Wohn-)Gebäuden
- Blau-Grüne Infrastruktur/Klimaanpassung und damit Steigerung der Klimaresilienz
- Gesundheitsfürsorge in der Stadtentwicklung
- Zukunftsfähige und nachhaltige Mobilitätsförderung
- Kreislaufwirtschaft und Umgang mit nachhaltigen Baustoffen
- Denkmalschutz und Stadtgestaltung
- Interkommunale Zusammenarbeit und Wissenstransfer
Weitere Informationen zum Wettbewerb finden Sie unter dem nachfolgenden Link:
Bewerbungsphasen I und II
Alle interessierten RVR-Kommunen konnten sich mit einer oder mehreren Ideenskizzen bewerben, die kurz und prägnant die Idee der Quartiersentwicklung darstellen sollten. Eine Fachjury wählte aus den eingereichten Ideenskizzen bis zu 25 Projekte aus, die als experimentelle Energiequartiere entwickelt werden sollen, um so modellhafte Umsetzungsprozesse zu gestalten, die auf vergleichbare Quartiere übertragbar sind.
Die Stadt Lünen bewarb sich mit den Quartieren „Alte und Neue Kolonie“ in Brambauer, die sowohl wohnungspolitisch als auch siedlungshistorisch bedeutend sind. Das Ziel ist es, diese energetisch zukunftsfähig zu gestalten und ihre städtebaulichen Qualitäten zu erhalten oder zu verbessern. Nach der ersten Jurysitzung im April 2023 wurde Lünen in die zweite Wettbewerbsstufe aufgenommen, um die Ideenskizzen gemeinsam mit Akteur, Eigentümer und Wohnungsunternehmen zu konkretisieren. Neben Wärme und Energie sollten auch andere relevante Aspekte der Stadtentwicklung in einer ganzheitlichen Quartiersstrategie berücksichtigt werden.
In der Wettbewerbsstufe II waren die Kommunen dazu aufgerufen, ihre eingereichten Ideenskizzen zu konkretisieren. Die Jury erkannte das Potential des Lüner Projekts, stellte jedoch fest, dass es im Vergleich zu anderen Skizzen der Konkretisierungsgrad einiger Maßnahmen fehlte. Lünen erhielt eine Anerkennung und einen Vorbehaltsbeschluss mit der Möglichkeit, die Projektskizze zu überarbeiten. Ende März 2024 erhielt Lünen die offizielle Zusage zur Teilnahme am Wettbewerb neben Bottrop, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Oberhausen und Xanten.
Alte und Neue Kolonie Brambauer
Die beiden Quartiere in Brambauer haben eine besondere Geschichte, denn sie wurden für die Beschäftigten der Zeche „Minister Achenbach“ erbaut. Arbeitersiedlungen wie die Alte und Neue Kolonie in Brambauer sind prägend für das gesamte Ruhrgebiet. Die Alte Kolonie erstreckt sich auf einer Fläche von 21 ha im Nordwesten von Brambauer und wurde 1897 bis 1907 in aufgelockerter Bebauung erbaut. Im Norden und Süden grenzen Wohnbebauung mit einer Mischung aus Einzel-/ Doppelhäusern und Mehrfamilienhäusern an das Quartier.
Der Siedlungsgrundriss der Alten Kolonie ist rasterförmig angelegt und verfügt über ein lineares Erschließungssystem und großzügige Blickinnenbereiche, welche insgesamt aber kleinteilig wirken. Die privaten Gartenbereiche sind, wie es zur damaligen Zeit üblich war, sehr großzügig angelegt, heute aber teilweise ungenutzt und brachliegend. In den 2000er Jahren erfolge in einigen Blockinnenbereichen im Norden sowie im Süden des Quartiers eine Nachverdichtung mit Einfamilienhäusern. Auch auf dem Konradplatz gab es in den letzten Jahren einige Neubauten.
Die Neue Kolonie wurde in den Jahren 1905 bis 1907 in einem rasterförmigen Siedlungsgrundriss von den Dortmunder Architekten Dietrich und Karl Schulze für die Beschäftigten der Achenbachschächte erbaut. Das Quartier hat eine Größe von ca. 18 Hektar. Umgeben ist die Kolonie durch diverse Wohnstrukturen. Prägend für das Quartier sind vor allem die alten Baumbestände entlang der Straßen sowie die Fassaden der Gebäude, durch den Wechsel von hellen Putzflächen und rotem Ziegel. Die eng gereihten Gebäude mit rückwärtigen Garagen und intensiv von den Mieterinnen und Mietern genutzten Gärten verleihen dem Quartier eine einladende und lebendige Atmosphäre.

Energetisches Quartierskonzept
Das energetische Quartierskonzept wird der Stadt Lünen als Handlungsgrundlage für die Planung und Umsetzung konkreter Maßnahmen dienen und ein wichtiger Schritt zum Erreichen der Klimaschutzziele sein.
Die in den Quartieren vorherrschende Bebauung – mit vorwiegend freistehenden 2,5-geschossigen Mehrfamilienhäusern (MFH) sowie einigen Einfamilienhäusern (EFH) unterschiedlicher Baujahre – bietet gute Möglichkeiten, um im Rahmen von energetischen Sanierungsmaßnahmen Energieeinsparungen und Effizienzsteigerungen bewirken zu können, die auf viele Quartiere mit ähnlicher Baustruktur anwendbar sind. Ergänzend werden u. a. auch die Aspekte klimagerechte Grünflächenentwicklung, zukunftsfähige Mobilität, nachhaltige Siedlungsstruktur und Klimaanpassungsmaßnahmen im Konzept Berücksichtigung finden.
Mit der Erstellung des energetischen Quartierskonzeptes hat die Stadt Lünen ein interdisziplinäres Team beauftragt. Jung Stadtkonzepte sorgt als „Konsortialführer“ für den roten Faden im interkommunalen Prozess mit den kommunalen Akteuren und versuchen mit Blick auf die stadträumlichen Entwicklungsziele der Quartiere die Empfehlungen zu Projektprioritäten herauszuarbeiten. Die Gertec Ingenieurgesellschaft bringt die energetische Expertise zur Quantifizierung von Ausgangslagen und Potenzialen ein. Die Klimagentur Rhein-Ruhr sorgt für Aktivierungsstrategien und die SME Management GmbH hat ihren Schwerpunkt in der Bewertung der Potenziale neuer quartierbezogener Netzinfrastrukturen.
Dieses energetische Quartierskonzept wird keine Verpflichtungen für die Gebäudeeigentümerinnen und Gebäudeeigentümer mit sich bringen. Ziel ist es vielmehr, durch Information, Einbeziehung und Mitbestimmung die Bewohnerinnen und Bewohner bei der Gestaltung einer zukunftsfähigen Quartiersentwicklung zu unterstützen. Alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, am Projekt mitzuwirken.
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