Online-Services

Notwendige Vorarbeiten zum Flächenrecycling: Rodungen und Altlastensanierung

Die nachhaltige Umnutzung einer Industriebrache ist in der Regel kein Selbstläufer: Altlasten, Fundamentreste und Auffüllungen aus der jahrzehntelangen Vornutzung durch die (Montan-)Industrie erschweren die Entwicklung. Dies trifft auch auf die Viktoriafläche zu. Auch hier muss im wahrsten Sinne des Wortes für die erfolgreiche Wiedernutzung als Landschaftspark zunächst „der Boden bereitet werden“.

Der ca. sieben Hektar große Bereich rund um die ehemalige Kokerei im Nordwesten der Fläche ist der am stärksten belastete Teil des ehemaligen Zechen- und Kokereigeländes Victoria 1/2. Dort hat sich nach Ende des Bergbaus auf der unsanierten Fläche über die Jahrzehnte ein „Industriewald“ entwickelt, wie er für Brachen vielerorts typisch ist. Von außen betrachtet erscheint das Waldgebiet naturbelassen und intakt. Doch dieser erste Eindruck täuscht: Der Untergrund ist stark belastet, wie zahlreiche Untersuchungen gezeigt haben. Im Boden, auf dem die Bäume wachsen, sind die Schadstoffbelastungen aus der bergbaulichen Vornutzung so hoch, dass dieser Bereich im jetzigen Zustand aufgrund der möglichen Gesundheitsgefahren für den Menschen durch den Direktkontakt zum verunreinigten Boden nach einer behördlichen Anordnung des Kreises Unna nicht betreten werden darf.

Auf zwei Wegen soll das Altlastenproblem gelöst werden, um die Gefahren für die Umwelt und die Menschen dauerhaft in den Griff zu bekommen und eine Nachnutzung der gesamten Fläche zu ermöglichen: Auf der Viktoriabrache baut der jetzige Eigentümer GfV eine Grundwasserreinigungsanlage und eine Brunnengalerie, um Schadstoffeinträge in die Lippe über belastetes Grundwasser zu verhindern. Um die Gefährdung durch den Direktkontakt Boden-Mensch zu verhindern und eine Nachnutzung als öffentliche Grünfläche als Landschaftspark zu ermöglichen, muss der kontaminierte Boden saniert bzw. gesichert werden. Hierzu wird ein Sanierungsplan nach Bundesbodenschutzgesetz für den gesamten ehemaligen Zechen- und Kokereistandort erarbeitet, in dem die Sicherungsmaßnahmen behördlich festgelegt werden. Das Konzept sieht vor, in diesem Bereich die Böden zu übererden und mit unbelastetem Boden in entsprechender Mächtigkeit abzudecken, um sie für die Bürgerinnen und Bürger öffentlich zugänglich und gefahrlos nutzbar machen zu können.

Dafür muss der vorhandene Baumbestand in diesem Teil der Fläche leider weichen, wird aber durch umfangreiche Ersatzanpflanzungen im Stadtgebiet mit standortheimischen Gehölzen ausgeglichen. Insgesamt werden über 10,4 ha Fläche neu aufgeforstet. Darüber hinaus sind z. B. im Anschlussbereich der Gärten an der Zeppelinstraße auf dem Viktoriagelände auf einem Wall flächige Baumpflanzungen vorgesehen. Diese erhöhte Anpflanzung fungiert als grüner Puffer zwischen Nutzer:innen des Landschaftsparks und den Anwohner:innen. Die wallartige Anpflanzung wird in ausreichendem Abstand zu den Grundstücken entstehen und durch eine Pflegezufahrt von den Grundstücken getrennt.

Es gibt einen weiteren Bauabschnitt mit Rodungen, den zukünftigen Forensikstandort. Es handelt sich um ca. 3,5 ha Bearbeitungsfläche. Hierfür gab es bei Aufstellung des Bebauungsplanes ebenfalls bereits Ersatzaufforstungen. Ein Teil wird vor Ort als Waldrand wiederbepflanzt. Der Waldbestand im Südwesten der Fläche rund um das Haldenplateau bleibt erhalten, da die vorhandenen Belastungen in diesem Bereich nicht so hoch sind.

Thomas Berger

Stadtplanung & Bauordnung - Fachbereich

Carolin Lüke

Stadtplanung


Aufgabenbereiche:

  • Generelle Planung und Projekte
  • IGA-Projektmanagement
  • Stadtteilentwicklung Gahmen