Immissionsbelastung von Nahrungspflanzen in Lünen

Zwischen 2010 und 2019 hat das LAUV im Umkreis der Firma Arubis und des Recyclingzentrums am Stadthafen ein Messprogramm zur Untersuchung der Immissionsbelastung von Nahrungspflanzen durchgeführt.
Ziel war es, die Metallgehalte in Nahrungspflanzen zu untersuchen, die im Umkreis angebaut werden und ihre Eignung für den Verzehr zu beurteilen. Dazu wurde Grünkohl in Beeten sowie in Containern mit standardisierter Erde angebaut und beprobt. Grünkohl wird genutzt, da er die interessierenden Schadstoffe besonders stark anreichert und damit ein sicheres Modell darstellt. Auf Grundlage der ermittelten Messwerte hatte das LANUV eine Nichtverzehrsempfehlung für Grünkohl und andere Blattgemüse, wie etwa Mangold und Spinat ausgesprochen, die in einem bestimmten Bereich in Lünen angebaut wurden.
Die Schadstoffbelastung der Nahrungspflanzen ist über die vergangenen Jahre auf weitestgehend unkritische Werte zurückgegangen: es konnte bei allen Stoffen ein positiver Trend beobachtet werden.
Im Jahr 2019 hat das LANUV daher empfohlen, den Bereich für die Nichtverzehrsempfehlung aufgrund der insgesamt positiven Entwicklung zu verkleinern. In Randbereichen dieses Bereiches konnten keine immissionsbedingten Schadstoffeinträge mehr beobachtet werden.
Das LANUV hat der Bezirksregierung Arnsberg daraufhin empfohlen, die Untersuchung der Nahrungspflanzen für einen Zeitraum von 5 Jahren einzustellen, da eine Verschlechterung der Situation nicht zu erwarten ist. Dann, oder wenn bei den Staubniederschlagsmessungen in der Zwischenzeit deutlich erhöhte Immissionsbelastungen festgestellt werden, soll eine erneute Überprüfung der Gehalte möglichst an denselben Standorten durchgeführt werden.
Dieser Empfehlung des LANUV ist die Bezirksregierung gefolgt. Die Nichtverzehrsempfehlung für selbst angebaute Nahrungspflanzen – insbesondere für Grünkohl, wird für das verkleinerte Gebiet aus Gründen der Vorsorge vorerst trotzdem noch aufrechterhalten.
Das Gebiet umfasst im Westen den Bereich östlich der B54, einschließlich der Kleingartenanlage Buchenberg, beginnend am Datteln-Hamm-Kanal und von dort nach Norden verlaufend der B54 (Viktoriastr.) folgend bis zur Kurt-Schumacher-Straße. Diese stellt die maximale östliche Ausdehnung des Gebietes dar. Im Süden wird die Fläche vom Datteln ‑ Hamm-Kanal bis zur Brücke an der B54 eingegrenzt.
Stoffspezifische Informationen
Auszüge aus dem Fazit des Untersuchungsberichtes des LANUV 2019
Auf Grundlage der durchgeführten Untersuchungen ist der Verzehr der Grünkohlpflanzen aus Lünen im Hinblick auf die Schwermetalle Blei, Cadmium und Chrom (III) gesundheitlich unbedenklich. In allen untersuchten Grünkohlpflanzen aus Lünen wurde die gesundheitlich unbedenkliche tägliche Aufnahmemenge an Blei und Cadmium unterschritten. Auch die vertretbare Tagesdosis für Chrom (III) würde bei Verzehr der untersuchten Grünkohlpflanzen unterschritten.
Im Hinblick auf die den für den Menschen essentiellen Elementen Kupfer und Zink wäre der Verzehr aller Grünkohlpflanzen aus Lünen gesundheitlich unbedenklich. Die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit empfohlenen oberen tolerierbaren Grenzen sowohl für Kupfer als auch für Zink bei Verzehr der hier untersuchten Grünkohlpflanzen von allen Standorten wurden unterschritten.
Bezüglich der zu bewertenden Konzentrationen an Arsen- und Nickel sieht das LANUV die zur Verfügung stehenden Beurteilungskriterien für das Herleiten einer Nichtverzehrsempfehlung als nicht zielführend an, da die aus den gesundheitlichen Bewertungskriterien abgeleitete gesundheitlich unbedenkliche tägliche Aufnahmemenge für Arsen oder Nickel schon allein über die Hintergrundbelastung aus dem allgemeinen Warenkorb nahezu ausgeschöpft bzw. überschritten wird.
In Bezug auf die Konzentration von Nickel kann davon ausgegangen werden, dass sich bei Verzehr des Grünkohls aus Lünen keine andere gesundheitliche Bewertung ergeben würde, als bei Verzehr von Grünkohl, der an anderen, für NRW eher gering belasteten Standorten, angebaut wurde.
Personen, die sich bewusst nickelarm ernähren möchten, wird empfohlen, auf Lebensmittel mit hoher Nickelbelastung zu verzichten. Zur Minderung der Nickelbelastung sind vor allem die Reduzierung des Verzehrs folgender Produkte geeignet: Pecannüsse, Cashewkerne, schwach entöltes Kakaopulver, schwarzer Tee, Sojabohnen, Vollfett-Sojamehl und milchfreie Schokolade.
Die im Jahr 2019 ermittelten Arsen-Gehalte in Grünkohlpflanzen (angebaut im Beet) liegen an drei von vier untersuchten Messpunkten in Lünen oberhalb des Orientierungswertes für den maximalen Hintergrundgehalt in NRW.
Aufgrund der hohen Aufnahme an Arsen über den allgemeinen Warenkorb ist es jedoch nicht sinnvoll, zur Minderung der Arsenaufnahme ausschließlich bei den im eigenen Garten angebauten Pflanzen anzusetzen, zumal der Verzehr von Gemüse aus dem eigenen Garten auch gesundheitlichen Nutzen haben kann. Zur Minderung der Arsenbelastung ist vor allem die Reduzierung des Verzehrs von z. B. Reis (insbesondere braunem Reis) und von auf Reis basierenden Produkten geeignet.
Textnah zitiert aus: Untersuchungsbericht zur Immissionsbelastung von Nahrungspflanzen in Lünen