Der Bahnhof Preußen und die Planung „Westzugang“
Der Bahnhof Preußen
Der Bahnhof Preußen mit seinem ca. 100 Jahre alten Empfangsgebäude stellt einen wichtigen Teil der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur Lünens dar. Der erste Bahnhof für Lünen-Süd wurde zwar um 1900 am nördlichen Ende der Jägerstraße errichtet; bereits im Jahr 1920 wurde der Bahnhof jedoch an seinen jetzigen Standort verlegt. Heute umfasst der Einzugsbereich des Bahnhofs Preußen fast 50% des Lüner Stadtgebiets (u.a. Lünen-Süd, Horstmar, Gahmen) und sogar Teile der angrenzenden Städte Bergkamen (u.a. Oberaden) und Dortmund (u.a. Derne und Lanstrop).

Aufwertung des Bahnhofs in den letzten Jahren
Der Bahnhof wurde zwischen 2014 und 2017, vollständig erneuert. Sowohl das Empfangsgebäude als auch die Bahnsteige wurden umfassend modernisiert. Seitdem gibt der Bahnhof ein attraktives Erscheinungsbild ab. Durch den neuen Aufzug ist ferner ein barrierefreier Zugang zum Gleis möglich. Diese Schritte wurden mit dem Förderprojekt „Modernisierungsoffensive II“ für den öffentlichen Nahverkehr finanziert. Mit dem Anfang des Jahres 2019 fertiggestellten Bauprojekt „Nordtunnel“ und einer damit verbundenen Neustrukturierung des Park & Ride Parkplatzes konnte die Erreichbarkeit des Bahnhofs Preußen verbessert werden. Darüber hinaus wurde im Zuge der Baumaßnahme ein weiterer Zugang zum Bahnsteig über die neue Straße „Am Preußenbahnhof“ angelegt. Bei dem neuen Zugang handelt es sich allerdings um einen nicht-barrierefreien Zugang.
Der Preußenbahnhof und der Stadtentwicklungsprozess Lünen-Süd
Der Bahnhof Preußen ist auch im Rahmen des Stadtteilentwicklungsprozesses Lünen-Süd ein bedeutender Entwicklungsbereich. Der Bahnhof wird von vielen Bewohnern des Stadtteils beim Pendeln in der Region genutzt. Dabei fällt auf, dass der Bahnhof von den Ortsteilen Lünen-Süd und Gahmen nur über die südlich und nördlich gelegenen Unterführungen erreichbar ist. Für Fußgänger und Radfahrer sind die Wege zum Bahnhof damit unnötig lang und vor allem im Bereich der alten, südlich des Bahnhofs gelegenen Unterführung unübersichtlich und gefährlich. Daher wurde 2013 zu Beginn des Stadtteilentwicklungsprozesses für Lünen-Süd die Idee eines Westzugangs zum Bahnhof Preußen von der Bebelstraße aus entwickelt.
Das Planungsvorhaben Westzugang
Die Idee wurde im Jahr 2013 erstmals vom Architekturbüro Weiss + Wessel in Form einer städtebaulichen Entwurfsskizze konkretisiert. Das Vorhaben sieht vor, in Verlängerung des heutigen Personentunnels einen bestehenden alten Tunnelteil zum ehemaligen Bahnsteig 2 zu reaktivieren und auf der Westseite des Bahnhofs zu öffnen. Für eine Zuwegung zur Bebelstraße muss der Bahndamm dann entsprechend abgetragen werden. Weiss + Wessel sieht in der Entwurfsskizze den Zugang als Parkanlage mit einer Park & Ride Anlage vor. Die Umsetzung der Idee könnte nicht nur das westliche Bahnhofsumfeld aufwerten, sondern zugleich auch als Impuls für weitere städtebauliche Entwicklungen entlang der Bahnstrecke in Lünen-Süd dienen.
Im Jahr 2016 wurde dann mit finanzieller Unterstützung des Zweckverbands Ruhr-Lippe (ZRL) die Machbarkeit des Tunneldurchstichs im Rahmen einer Studie geprüft. Auf Basis der Machbarkeitsstudie wurde in Abstimmung mit dem ZRL vereinbart in die Planungen zum Tunneldurchstich einzusteigen, um vor allem auch die mit der Studie identifizierten Unwägbarkeiten zu klären und eine aussagekräftige Vorplanung mit Kostenschätzung zu erarbeiten.
Im Jahr 2019 wurden nun durch ein externes Planungsbüro Vorplanungen für den Westzugang (Personentunneldurchstich und Zuwegung zur Bebelstraße) erarbeitet. Hierbei wurde verdeutlicht, dass der alte Tunnelteil zunächst einmal ohne weitere größere Maßnahmen nutzbar ist.
Die Öffnung des Tunnels bzw. das Abfangen des Bahndamms soll mit einer Bohrpfahlwand umgesetzt werden. Es handelt sich dabei um eine bewährte ingenieurtechnische Anlage, die im Vergleich zu Spundwänden jedoch ästhetisch deutlich anspruchsvoller ist. Bei den Vorplanungen wurde zunächst eine 4 m breite Zuwegung zur Bebelstraße berücksichtigt und keine Zuwegung als Parklandschaft mit Park & Ride Anlage wie in der Skizze von Weiss + Wessel.
Der aktuelle Stand des Planungsvorhaben und die weiteren Schritte
Bei der vergangenen Verbandsversammlung des ZRL (Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe) im Oktober 2019 wurde über die Fördermittelverteilung für diverse Maßnahmen im Verbandsgebiet des ZRL entschieden. In Abhängigkeit von den weiteren Planungen wurde dabei einer Förderung des Personentunneldurchstichs am Bahnhof Preußen zugestimmt. Die Maßnahme steht zudem in der Prioritätenliste des ZRL an erster Stelle, sodass Förder- und damit auch Realisierungschancen für das Vorhaben steigen. Es wird eine Förderquote von 100 % in Aussicht gestellt.
Die Stadt Lünen wird nun nach dem politischen Entscheidungsprozess im November und Dezember 2019 in Abstimmung mit dem ZRL die Planungen weiter vorantreiben und 2020 die konkretisierte Entwurfs- und Genehmigungsplanung erarbeiten lassen. Auf dieser Basis kann die Stadt Lünen dann die Fördermittel für den Bau konkret beantragen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann noch nicht gesagt werden, bis wann eine Realisierung des Projekts möglich ist. Bis zur Fertigstellung des komplexen Projekts gibt es noch zahlreiche Aufgaben, deren Zeitschienen noch nicht vollständig geklärt sind. So gibt es etwa bei der Durchführung von Maßnahmen an Bahngleisen Abhängigkeiten wie teilweise bis zu drei Jahren vorher anzumeldende Sperrzeiten.