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WILLKOMMEN BEIM STADTARCHIV LÜNEN


Stadtarchiv probt den Ernstfall

Stadtarchive sind das Gedächtnis der Kommunen. Dort lagern sämtliche Dokumente und Archivalien, die mit der Geschichte der eigenen Stadt zu tun haben. Ein Schatz, der sich nicht in finanziellen Werten messen lässt - und der besonderen Schutz benötigt.

Genau deshalb versammelten sich die Teams aus den Archiven des Kreises Unna und der Stadt Hamm in den leerstehenden Räumen des Bahnhofs in Bönen. Und zwar in schmutzunempfindlicher Kleidung und zum Teil in Gummistiefeln, wie Lünens Stadtarchivarin Jennifer Ebenstreit berichtet.
 
Konkret ging es nämlich um eine Notfallübung zu Handlungsabläufen nach einem Schadensfall in Archiven. Organisiert wurde dies vom Leiter des Gemeindearchivs Bönen, Philipp Frank, in Zusammenarbeit mit dem Team der Restaurierungswerkstatt aus dem LWL-Archivamt für Westfalen. Bereits 2013 hatte in Hamm eine Notfallübung stattgefunden, nicht nur als eine Reaktion auf den Einsturz des Kölner Stadtarchivs, der die Archivwelt im März 2009 erschütterte, sondern auch in weiser Voraussicht auf die klimawandelbedingt heftigeren Extremwetterereignisse.
 
Auf der Tagesordnung standen u. a. eine theoretische Einführung, die Erläuterung der Arbeitsabläufe bei einem Schadensfall sowie eine praktische Übung. Die Teilnehmenden wurden in Teams für einen reibungslosen Arbeitsablauf aufgeteilt: Das Team "Bergung" kümmerte sich um die Dokumentation der beschädigten Akten mit Hilfe von sogenannten "Bergungslaufzetteln", auf denen der Standort und der Zustand der Archivalien verzeichnet wurde, und um den Abtransport vom Einsatzort.
 
Die Teams "Dokumentation" und "Erstversorgung" hatten lange Tische zu einer Art "Fließband" aufgebaut. Dort wurden die Akten einzeln mit einer Nummer versehen und fotografiert. Auf diese Weise konnten sie nachweisen, auf welcher Palette die jeweiligen Akten zur Weiterbehandlung abgelegt wurden.
 
Die "Erstversorgung" wickelte feuchte oder nasse Dokumente in einer Stretchfolie ein, um den Transport in die Gefrierkammer zu erleichtern. Dort werden die Akten schnell durchgefroren, dies verhindert Schimmelbildung. Mit einem speziellen Verfahren wird das geschädigte Gut im LWL-Archivamt in Münster wieder hergestellt.
 
"Das Hauptziel der Übung bestand darin, organisatorische, materialtechnische und handlungspraktische Kompetenzen zu vermitteln", erläutert Jennifer Ebenstreit. "Mit diesem Wissen kann jedes Archiv für den Notfall ein ausgeklügeltes Konzept entwerfen, welches die individuellen Risiken eines Archivs im Blick hat, die praktische Schulung von Personal beinhaltet und detaillierte Arbeitsabläufe im Schadensfall vorgibt."
 
Darüber hinaus habe die Übung eine gute Gelegenheit zur regionalen Vernetzung sowie zum Austausch über Fragen und Details eines Notfallverbundes geboten. Ein solcher Zusammenschluss der Archive ermöglicht gegenseitige Unterstützung bei eventuellen Schadensfällen.

Bitte beachten Sie die geänderten Öffnungszeiten!

Mo 8.00 - 12.30 Uhr
Di  8.00 - 12.30 Uhr
Do 8.00 - 12.30 Uhr und 13.30 - 16.00 Uhr
Fr  8.00 - 12.30 Uhr

Wir bewahren heute das Gestern für Morgen!

Archive gibt es, seit schriftliche Dokumente aufbewahrt werden, um später wieder auf diese zurückgreifen zu können. 1458 waren die wichtigsten Urkunden und Schriftstücke des Lüner Rates in der sogenannten Stadt- und Ratskiste untergebracht, die aus Sicherheitsgründen in der Sakristei der Stadtkirche St. Georg aufbewahrt wurde.

Heute ist das Stadtarchiv Dienstleister für die Stadtverwaltung, für politische Gremien und für die Bürgerschaft. Hauptaufgaben sind die Übernahme und Sicherung sowie die Erschließung, Erforschung und Vermittlung von Schriftgut und anderen Informationsträgern. Damit erfüllt das Archiv als „Gedächtnis der Stadt“ die unverzichtbare Aufgabe der Rechtssicherung sowie der Förderung der lokalen und regionalen Identität.

Die Unterbringung des Archivgutes in einer Stadtkiste ist angesichts von knapp drei Regalkilometern Schriftgut längst nicht mehr möglich. Rund 90 Bestände mit Dokumentationsgut, das bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts zurückreicht, bieten die Gelegenheit, eine breit gefächerte Vielfalt historischer Themen aufzugreifen und zu erforschen.

Zu den Aufgaben des Stadtarchivs gehört auch die Sicherung nichtamtlichen Dokumentationsgutes von Privatpersonen, Vereinen, Verbänden, Parteien und Firmen, das von öffentlichem Interesse ist. Dadurch wird wertvolles Kulturgut gesichert und bereitgestellt.